Volksstimme vom 28.04.2009
Offene Türen und noch viele offene Fragen
Saisonauftakt bei den Dampflokfreunden
von Uta ElsteSalzwedel Saisonauftakt am Wochenende bei den Dampflokfreunden im alten Lokschuppen: Die schwarze Lady lädt große und kleine Gäste ein und nach einer kurzen Fahrt wieder aus. Besucher stehen geradezu andächtig vor der Galerie alter Bahnhofsschilder. Auf dem Grill brutzeln die Bratwürste - alles wie immer? Nicht ganz.
Die Absicht der Dampflokfreunde, von Salzwedel nach Melbeck nahe Lüneburg umzuziehen, hat sich herumgesprochen. Fotoapparate werden mitunter mit der Bemerkung "Wer weiß, wie lange noch..." hervorgezogen.
Die Dampflokfreunde seien in einer Situation gewesen, in der sie sich irgendwie positionieren mussten, erklärt ihr erster Vorsitzender Burkhard Bonn. "Der Salzwedeler Lokschuppen ist von der Bahn zum Verkauf angeboten worden, gegen Höchstgebot." Es gebe auch offensichtlich Interessenten, jedoch wisse man nicht, wie viele und wer es sei. "Wir haben auch unser Interesse signalisiert. Aber wir können eben nicht viel bieten", so Burkhard Bonn weiter. Der Rückhalt durch hiesige Kommunalpolitiker sei bisher auch eher ideeller Natur.
Die Dampflokfreunde sitzen sozusagen zwischen Baum und Borke, bringt der Vorsitzende die Situation auf den Punkt. Eine mögliche Zukunft in Salzwedel sei ungewiss, eine neue in Melbeck ebenso. Denn der Umzug dorthin sei ebenfalls von Fördermitteln abhängig, über die jedoch noch nicht entschieden sei. Inzwischen habe man bei der Unteren Denkmalschutzbehörde eine Notreparatur des Lokschuppendachs beantragt - über die auch noch nicht entschieden sei.
"Ein Umzug würde uns von der Immobilienfrage entlasten", sagt Burkhard Bonn. Doch andererseits sind die Dampflokfreunde seit 15 Jahren in Salzwedel ansässig. "Wir haben hier viel geflucht und gefeiert. Da geht man nicht so ohne Weiteres weg."
Viele Besucher wurden ihn auf den Umzug ansprechen. Die reisten am Wochenende nicht nur aus der Altmark und den angrenzenden Landkreisen, sondern per Salzlandexpress auch aus Staßfurt an. Etwa 100 Eisenbahnfans um den dortigen Vereinschef Thomas Bodenburg kamen in die Altmark, nutzten die Gelegenheit zu einem Abstecher in die Stadt und bestaunten unter anderem auch die jüngste Erwerbung der Dampflokfreunde: eine Rangierlok, wie sie früher auch in der Salzwedeler Zuckerfabrik eingesetzt wurde. "Deshalb war sie für uns so interessant. Wir haben sie aus einer Scheune bei Neumünster geholt", sagt Burkhard Bohn. Die Dampflokfreunde haben ihr neues "Spielzeug" übrigens Emma getauft, nach der Lok, mit der Lukas, der Lokomotivführer, und Jim Knopf in den Geschichten von Michael Ende ihre Abenteuer erleben.
Alfred Rohloff aus Maxdorf besichtigt mit seinem Enkel Johannes (viereinhalb Jahre) den Führerstand der Rangierlok "Emma". |
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