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07.08.2024: Breuer Rangiertraktor

Die Welt hat ja bereits einige interessanten Eisenbahnfahrzeuge gesehen. Zu den eigenwilligsten gehört sicher unser Breuer Rangiertraktor, der für den Verschub von Güterwagen in sehr beengten Platzverhältnissen gebaut wurde.
Fahrzeuge dieser Art wurden insbesondere in Industriebetrieben eingesetzt, bei denen die Güterwagen über kurze Drehscheiben auf Gleise gedreht wurden, die in Werk- oder Lagerhallen führten. Der Einsatz dieser Drehscheiben ersparte den Einbau von Weichenverbindungen. Diese Drehscheiben waren jedoch häufig nur wenig länger als ein zweiachsiger Güterwagen. Verschob man die Wagen zunächst mit Muskelkraft, so machten höhere Gewichte der Wagen jedoch den Einsatz von motorisierten Hilfsmitteln notwendig.
Deshalb entwickelte die Firma Breuer in Höchst (heute Teil von Frankfurt/M) in den 1910er Jahren ein sehr kurzes zweiachsiges Fahrzeug, das von einem Benzinmotor angetrieben wurde. Das einzigartige an diese Art von Fahrzeug war, dass es bis unter die Pufferbohle eines zu bewegenden Wagens fahren und sich dort mit einem mechanischen Stempel festklemmen konnte. So wurde die eine Seite des Wagens um ca. 20 Zentimeter angehoben, was dazu führte, dass ein Teil des Gewichts des Wagens auf dem Traktor lastete, was wiederum dessen Reibungsgewicht erhöhte und seine Antriebsräder nicht so schnell durchdrehen ließ.

(Quelle: Wikipedia / Firma Breuer)
Unser Rangiertraktor gehört zum Typ III, der mit einem 40 PS starken Motor ausgestattet war. Er wurde 1939 an die Maschinenfabrik Heller in Nürtingen abgeliefert. Irgendwann wurde er mit einem VW-Motor Typ 122 ausgestattet, den die Autobegeisterten in ähnlicher Form auch aus dem VW Käfer kennen. 1984 gelangte er an den Verein Freunde der Eisenbahn Hamburg e.V. und war im Eisenbahnmuseum Hamburg-Wilhelmsburg ausgestellt. Er wurde auch bei der Ausstellung „150 Jahre Deutsche Eisenbahn“ in Bochum Dahlhausen gezeigt.

Leider brannte das Museum Mitte der 1990er Jahre nach einer Brandstiftung bis auf die Grundmauern ab, was auch den Rangiertraktor in Mitleidenschaft zog. Da es dort keine Zukunft mehr für ihn gab, übergab uns sein Eigentümer das Fahrzeug als Dauerleihgabe im Jahr 2002. Wir haben uns vor einiger Zeit dazu entschlossen, das Fahrzeug wieder betriebsfähig aufzuarbeiten und damit an den Werksgüterverkehr zu erinnern, den es auch in Wittenberge in größerem Umfang gab (z.B. Nähmaschinenwerk, Ölmühle, Gasanstalt).
Was bedeutete es, das Fahrzeug „aufzuarbeiten“? Wir hatten zunächst das Dach und den Führerstand abgenommen. Nach Begutachtung des Innenlebens entschieden wir uns dazu, den Motor, Anlasser, Lichtmaschine, das Getriebe, die Kupplung, Antriebswelle, die Bremsanlage und die Achsen und Antriebsketten auszubauen. Die Teile wurden ihrerseits komplett zerlegt, gereinigt und teilweise unter Verwendung neuer oder neu angefertigter Teile wieder zusammengesetzt.



Sämtliche Kabel wurden erneuert. Zuletzt wurde der Führerstand wieder aufgesetzt und alle mechanischen und elektrischen Bedienelemente mit den jeweiligen Teilen im Fahrzeug verbunden. Wir sind stolz, dass sich das gute Stück seit Ende Juli wieder aus eigener Kraft bewegt. Und soweit wir wissen, ist es das einzige Exemplar aus dem Hause Breuer in Deutschland, das noch (oder wieder) fährt.


Kommen sie doch zu unserem „Herbstdampf 2024“ im Oktober zu uns. Dann werden wir das Fahrzeug in Betrieb vorführen. Wir freuen uns schon darauf!
Fahrzeug: Breuer Lokomotor

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